Montag, 11. April 2011

Wie wollen wir sterben?

Ein ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in Zeiten der Hochleistungsmedizin

Diese Frage schieben die meisten Menschen lange vor sich her – „zu lange“, sagt der Mediziner Michael de Ridder, Leiter der Rettungsstelle am Berliner Vivantes-Klinikum am Urban. Die Fortschritte der modernen Medizin bewirken, dass der Tod nur noch selten plötzlich eintritt.
Das Sachbuch enthält ein engagiertes Plädoyer für eine bewusste Auseinandersetzung mit diesem Thema - individuell wie gesellschaftlich. De Ridder weiß, wovon er redet - er hat das Sterben kennen gelernt, unter anderem sieben Jahre auf einer Intensivstation und 15 Jahre im Notarztwa-gen im Einsatz. "Einfach so zu sterben ist in unserer Gesellschaft nicht mehr vorgesehen. Es stirbt kaum jemand ohne Infusion oder künstliche Ernährung." 
Statt Todkranke um jeden Preis am Leben zu erhalten, müssten Ärzte lernen, loszulassen und ihnen ein friedvolles und selbstbestimmtes Sterben zu ermöglichen."Es geht darum, ein Bewusstsein bei den Ärzten zu schaffen, dass wir bei jeder medizinischen Intervention (…) fragen müssen, 'tue ich etwas zum Wohl der Patienten oder dient dies nur zur Aufrechterhaltung des Organsystems?"
Eine Lebensverlängerung zum Selbstzweck lehnt de Ridder ab, grenzt sich jedoch deutlich von denen ab, die mittels der Sterbehilfe das Schicksal des Menschen selbst in die Hand nehmen wollen. Das Buch das Ärzte, Angehörige, und Interessierte lesen sollten, ist trotz des schweren Themas gut lesbar.

MICHAEL DE RIDDER: „WIE WOLLEN WIR STERBEN?“
DEUTSCHE VERLAGSANSTALT, 2010
ISBN: 978-3421044198
€ 19.90

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